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Rasenmäherzeit Wenn im Land die Gräser sprießen,in den Gärten, auf den Wiesen,dann ist endlich, weit und breit,wieder Rasenmäherzeit. Nachbar Schmidt ist längst zu Gange.Nimmt die Halme in die Zange -schon kommt jeder zu dem Schluss,das man heute mähen muss. Und so zieht auch Nachbar Weiseseine wohlbedachten Kreiseund die Müllers um die Ecke,stutzen Rasen und auch Hecke. Brummend dröhnt es in den Ohren.Jedes Grün wird kurzgeschorenund es fallen, Bahn um Bahn,Grashalm, Kraut und Löwenzahn. So kann es im Kriege klingen,wenn die Bomber vorwärts dringen.So klingts, wenn ein Schwarm Zikadenhereinstürzt, mit größtem Schaden. Erst zum Abend wird es leise.Auch bei Schmidts und Nachbar Weise.Müllers grillen hinterm Haus.Jetzt hol’ ich den Mäher raus. © Thomas Koppe, 2013
Der Chor Wenn hier all die Vögelein,in Wäldern und auf Wiesen,auch sängen so, wie jener Chor -man würde sie abschießen. Das Rote Kreuz müsste im Land,Gehörschutz frei ausgeben.Und mancher arme Vogelnarr,bezahlte mit dem Leben. Der Nachtigall, der ginge dochein jeder ans Gefieder.Von Amsel, Drossel, Fink und Stargäb’s keine Lobeslieder. Doch schön singen die Vögelein.Darfst sie dabei nicht stören.Wer singen kann, der soll dies tun.Die andern können hören. © Thomas Koppe, 2013
Abendrot Rastlos immerfort suchend zwischen fern und nah; wie ein Poet verzweifelnd, fluchend der das Meer nie sah
Ohne dich treib’ ich vergessen neben Tag und Nacht; zur Tafel geladen und dennoch kein Platz zugedacht Hilflos verloren, so spurlos schwindet meine Zeit; sanftes Abendrot findet dein Gesicht undVollkommenheit
© Thomas Koppe, 2008

Gänseblümchen Zart’ Gänseblümchen schlafen noch,die Köpfchen halb verdeckt - im Grase,nun das Sonnenlichtsie sanft und freundlich weckt. Ein frisches Bad im Morgentau,wer wird noch müde sein?Sie strecken ihre Hälschen lang,hinauf zum Sonnenschein. Die Butterblume dort am Zaun,sie wacht von Anbeginnund hat die Kleinen stets im Blick -als Kindergärtnerin. So geb’ ich Acht, dass ich ja nichtund wenn nur ausverseh’n,ein Gänseblümchen niedertret’.Sie würd’ es nicht versteh’n.
© Thomas Koppe, 2007
***Viertel acht
Die Müllabfuhr, sie ist noch nicht gefahren Nun ist es sieben durch - Was ist geschehen? Das erste Mal - ich weiß nicht - schon seit Jahren Mein Nachbar rät, die Ruhe zu bewahren! Doch weit und breit kein Müllfahrzeug zu sehen
Im Fernsehen, da wird noch nichts berichtet So lang ich denken kann gab's das noch nie Kein Amtmann hat bisher aufs Amt verzichtet Doch Müllberge die liegen aufgeschichtet Das Ende ist gekommen - Anarchie
Im Radio wird noch alles totgeschwiegen Mein Nachbar weiß, die Lage ist prekär Schon schwirren über vollen Tonnen Fliegen Die Nachbarin sie protestiert entschieden Der Wind treibt gelbe Säcke vor sich her
Aus Fenstern spähen sorgenvoll Gesichter Und schon formiert sich hier die Bürgerwacht Das Urteil ist gesprochen, ohne Richter Doch da, im fernen leuchten schon zwei Lichter Ein Müllauto! Die Uhr schlägt viertel acht
Thomas Koppe, 2007
***Die Süße Bei Freud' und Wein saß ich und dacht':"Das Leben, es ist fein!Ja nicht's, was es noch süßer macht,so könnt's für immer sein." Da trat herein, mit garst'gem Schrein,ein Engel in der Not.Viel süßer noch als Freud' und Wein!"Hallo, mein Zuckerbrot!" Brav ging ich mit, was wollt ich Streit,beklagte mich auch nicht.Denn Spaß, den hatt' ich eine Zeit,nun folgte halt die Pflicht. Und bei der Linde dankte ich,dass ich mich nicht gewehrt.Und hörte: "Ach, wie lieb' ich dich,mein Honigkuchenpferd". Das Leben schenkt dir Karamellund dies auch zur Genüge.Du findest's dort in Sahnecremeund hier in einer Rübe.
© Thomas Koppe, 2007
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